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Wissen aus dem Bereich Konformitätsbewertung und Entscheidungsregeln

Der Wissensbereich Entscheidungsregeln für die Konformitätsbewertung beantwortet Fragen rund um das Thema Konformitätsbewertung, Messunsicherheit und die dafür notwendigen Entscheidungsregeln bei der Kalibrierung.

Was ist die Konformitätsbewertung?

„Ist mein Gerät in Ordnung oder nicht“?

Diese Frage stellen sich die Anwender von Mess- oder Prüfmittel nach der erfolgten Kalibrierung. Die damit verbundene Antwort bzw. Aussage über die Einhaltung einer festgelegten Spezifikation erfolgt über die Bewertung der während der Kalibrierung erfassten Messdaten aus Messabweichung und Messunsicherheit. Dies wird allgemein als Konformitätsbewertung bezeichnet. Mit Hilfe der Konformitätsbewertung wird dem Anwender nach objektiven Kriterien bescheinigt, ob sein Messgerät konform ist oder nicht.

Was gibt die Spezifikation eines Messgerätes an?

Während der Kalibrierung werden die messtechnischen Eigenschaften des Kalibriergegenstandes durch einen Vergleich mit präzisen Laborstandards ermittelt. Diese Eigenschaften werden in der Konformitätsbewertung mit einer zuvor festgelegten Spezifikationsgrenze verglichen, um festzustellen, ob das Messmittel erwartungsgemäss funktioniert. Die Spezifikationsgrenze (oder auch Toleranz genannt) ist die Grenze, die angibt, wie weit der Wert eines Messgerätes vom Soll-Wert (Bezugswert) maximal abweichen darf.

Weshalb ist die Messunsicherheit wichtig?

Messungen liefern keine absolut genauen Werte. Um das Ergebnis einer Messung zu beurteilen und weiterzuverwenden, muss neben dem ermittelten Schätzwert der Messgrösse eine Aussage zur Qualität des Ergebnisses gemacht werden. Die Angabe der Messunsicherheit stärkt das Vertrauen in die Messergebnisse und ermöglicht den Vergleich verschiedener Messungen. Das Vorhandensein der Messunsicherheit bedingt allerdings das Risiko, die Entscheidung über die Einhaltung der Konformität fehlerhaft zu treffen. Das Risiko für fehlerhafte Entscheidungen wird insbesondere grösser, wenn die ermittelte Messabweichung sehr nah an der Spezifikationsgrenze liegt und die Messunsicherheit im Vergleich zur Spezifikation relativ groß wird.

Was legen Entscheidungsregeln fest?

Entscheidungsregeln legen fest, in welcher Weise die Messunsicherheit bei der Konformitätsbewertung von Kalibrierungen zu berücksichtigen ist und bestimmen damit das maximal zulässige Risiko einer fehlerhaften Bewertung.

Im Grunde stellen Entscheidungsregeln bei Konformitätsaussagen für akkreditierte Kalibrierlaboratorien kein Novum dar. Bereits vor der Veröffentlichung der DIN EN ISO/IEC 17025:2018 wurde die Konformität auf Basis von Vorschriften und Normen ausgestellt. Die Wahl der Entscheidungsregel obliegt dem Prüfmittelbesitzer.

Welche Entscheidungsregeln stehen bei Testo Industrial Services zur Wahl?

Schaubild zur Entscheidungsregel bei Testo Industrial Services

Die Wahl der passenden Entscheidungsregel obliegt dem Anwender und ist völlig unabhängig, ob eine ISO- oder DAkkS-Kalibrierung durchgeführt werden soll. Wichtig bei der korrekten Wahl Ihrer Entscheidungsregel ist die Frage, wie hoch das Risiko einer fehlerhaften Bewertung bei der Kalibrierung Ihres Prüfmittels sein darf.

Folgende vier Entscheidungsregeln werden bei Testo Industrial Services für die Konformitätsbewertung angeboten:

  • Vertrauensniveau 95: Die gesamte Messunsicherheit wird berücksichtigt. Der Anwender minimiert hierbei das Risiko auf nur 5%, einen Kalibriergegenstand zu erhalten, welcher fälschlicherweise als konform bewertet wurde.
  • Vertrauensniveau 85: Es wird nur die halbe Messunsicherheit berücksichtigt. Somit liegen die in der Grafik beschriebenen Fälle I und II noch im Akzeptanzbereich.
  • Vertrauensniveau 50: Die Messunsicherheit findet keine Berücksichtigung mehr. Es werden alle Messergebnisse akzeptiert, bei denen sich der Messwert in oder auf der Toleranzgrenze befindet (Fall I bis III).
  • ILAC-G8: ILAC-G8 ist eine nicht-binäre Konformitätsbewertung und beinhalten vier Ausprägungen: „pass“, „conditional pass“, „conditional fail“ und „fail“. In Fall II bis IV kann der Anwender selbst über den weiteren Einsatz seines Prüfmittels entscheiden.
    Conditional pass: Die Messwerte liegen innerhalb der Toleranzgrenze, die Messunsicherheit einer oder mehrere Messwerte haben allerdings die Toleranzgrenze überschritten.
    Conditional fail: Mindestens ein Messwert liegt ausserhalb der Toleranzgrenze, seine Messunsicherheit liegt teilweise noch innerhalb der Toleranzgrenze. Das Prüfmittel wird aus Sicht der Kalibrierdienstleisters als „defekt“ gekennzeichnet.

In unserem Webinar und Fachartikel erklären wir Ihnen, was es bei der Wahl der passenden Entscheidungsregel für Ihre Prüfmittel zu beachten gilt. Schauen Sie gerne vorbei!

Wie kann die Entscheidungsregel für meine Prüfmittel angepasst werden?

Die Entscheidungsregeln können unabhängig sowohl für Werkskalibrierungen (ISO) als auch akkreditierte Kalibrierungen (SCS, DAkkS, ...) gewählt werden.

Testo Industrial Services bietet standardgemäss die Entscheidungsregel für Werkskalibrierungen (VN 50) und für akkreditierte Kalibrierungen (VN 95) an, sofern in der Vergangenheit keine anderen Entscheidungsregeln festgelegt wurden.

Sollten Sie andere Entscheidungsregeln für Ihre Prüfmittel bevorzugen, wenden Sie sich mit dem unten angefügten Formular an uns. Wir beraten Sie gerne. 

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